Aus der Nachbarschaft

Ein veganer Genuss unweit vom Himmelrich

Vegane Esskultur am langen Tisch: Dafür steht das «plant.», in unmittelbarer Nachbarschaft zum Himmelrich. Drei Kreative aus der abl-Familie führen das kleine, feine Lokal und wollen es vom Projekt zum kreativen Gastrobetrieb weiterentwickeln.

Hier servieren Julia Krummenacher, Tamara Riehemann und Frederik Labuschagne ihren Gästen die veganen Köstlichkeiten. 

Fast wie bei Freunden in der gemütlichen Stube fühlt man sich im «plant.» an der Bundesstrasse 21 in Luzern. In der Mitte des Lokals steht ein schlichter, langer Holztisch, der 14 Personen Platz bietet zum gemeinsamen Geniessen und Diskutieren. Verschieden grosse Kugelleuchten hängen von der Decke und sorgen mit den Topfpflanzen und den in Moosgrün gehaltenen Wänden für das gemütliche und entspannte Ambiente. Draussen vor dem grossen Fenster pfeift die Januarbise durch das Neustadtquartier – die vorbei eilenden Menschen spienzeln in die warme «plant.»-Stube.

Am Tisch sitzen die Gastgebenden Frederik Labuschagne, Tamara Riehemann und Julia Krummenacher: der Architekt aus Südafrika, die Kauffrau mit dem Traum eines eigenen Concept-Store und die Kommunikationsfachfrau. Gemeinsam erzählen sie von ihrer Leidenschaft für das Kochen, den grenzenlosen Möglichkeiten, Gemüse zu verarbeiten, und über ihre Ideen für das «plant.».

Mit Freude an den Start

Vor rund zwei Jahren hat der Südafrikaner Frederik das «plant.» als kleines Gastronomieprojekt gestartet. Die Idee: mit Bekannten und Fremden gemeinsam an einem Tisch zu sitzen und kreative Gemüsegerichte zu geniessen. Nach Jahren in Südafrika und Mexiko, China und Japan war er kurz davor in Luzern angekommen und hatte den Wunsch, sein Hobby zum Beruf zu machen. Mit im Gepäck: unzählige Kochideen aus den verschiedensten Ländern.

Gestartet als Einmannbetrieb mit einem Long-Table-Dinner pro Woche, sassen im Herbst 2021 auch seine heutigen Geschäftspartnerinnen und Hobbyköchinnen Tamara und Julia am «plant.»-Tisch. Und sie waren begeistert von Frederiks veganen Kochkünsten und seinen Ideen. «Noch am selben Abend fachsimpelten wir über Rezepte und Fermentiermethoden, gesunde Ernährung und moderne Gastroideen», erzählt Tamara strahlend. Die Gespräche hallten bei den dreien nach, man begegnete sich wieder im Himmelrich und im «plant.», diskutierte weiter und freundete sich an.

Im Neubad war es, wo sie wenige Monate später erstmals gemeinsam Gäste bekochten: ein Genuss für die hungrigen Neubad-Mäuler und ein Schlüsselerlebnis für die drei Kochenthusiasten. Fortan war klar: «Das passt perfekt! Ab 2023 führen wir das ‹plant.› gemeinsam und bauen das Angebot aus», erinnert sich Julia.

Was braucht es dafür neben einem ausgefeilten Gastronomiekonzept sowie Rezept- und Eventideen? «Eine richtige Gastroküche», sagt Frederik lachend. Denn bis heute kocht er alle Gerichte in einer sogenannten «Ghostkitchen» ausserhalb vom «plant.» und bringt diese bereit für den Genuss ins Lokal. Ein Umweg, den man sich künftig sparen will. Wenn alles klappt und die Stadt die Betriebs- samt Baubewilligung in den nächsten Wochen erteilt, will das Dreierteam das erweiterte «plant.» im April 2023 eröffnen.

Beim Gastrokonzept setzen sie alsdann von Montag bis Samstag auf einen Mittagsservice samt Takeaway und einen Abendservice. Auch die Long-Table-Dinner werden weiterhin stattfinden. «Trotz des schwierigen Startes just während der Coronapandemie ist es uns gelungen, eine kleine Stammkundschaft aufzubauen», erzählt Frederik stolz. Dies sind Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft, aber auch von weiter her, die regelmässig ein Long-Table-Dinner besuchen und dabei die vegane Küche genauso schätzen wie das Zusammensitzen an einem Tisch. Dass bei ihnen auch bekennende Fleischesserinnen und -esser tafeln, freut die drei besonders. 
 

Der Name ist Programm

Worauf dürfen sich die Gäste künftig noch freuen? «Auf ein Laboratorium rund um die pflanzliche Ernährung, einen Ort des gesunden, nachhaltigen Genusses und der Begegnung mit Menschen, die Neues entdecken und Altbekanntes neu interpretiert erleben wollen. Wir orientieren uns am saisonalen Angebot und verarbeiten einen Rettich mal warm, kalt, gekocht, gedämpft, gebraten oder auch fermentiert», erzählt Tamara. Frederiks Begeisterung für die asiatische und im Besonderen die japanische Küche wird dabei stets erkennbar sein.

Bis es so weit ist, feilen Frederik, Tamara und Julia an ihren Gerichten, hecken Ideen für Koch- und Genuss-Workshops aus. Und sie pflegen ihre Kontakte zu anderen veganen Gastrobetrieben in Luzern. Dazu Julia: «Im Restaurant Karls Kraut hat Frederik bis vor Kurzem einmal pro Woche gekocht. Mit diesem und anderen Betrieben tauschen wir uns aus und unterstützen uns gegenseitig. Denn wir sind überzeugt: Je bunter und vielfältiger das vegane Angebot in Luzern ist, desto bekannter wird die vegane Esskultur. Dies ist nicht nur eine Bereicherung für jeden Teller, sondern auch gut für die Umwelt.»

«Zu Tisch» heisst es im «plant.» weiterhin immer am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend. Dann nämlich verwöhnen die drei Freunde ihre Gäste mit dem Long-Table-Dinner – ihrem Vier-Gang-Überraschungsmenü samt Willkommensdrink und naturnahen Weinen. Vielleicht tischen sie dereinst auch einmal im Innenhof des Himmelrichs auf. Gemeinsam mit der Himmelrich-Familie an einem superlangen Tisch tafeln ist eine ihrer vielen Ideen.