Editorial

Der Onkel von nebenan

 

Als das Projekt «Rotpol» für die Überbauung des ewl-Areals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war «urban» jenes Wort, das an der Medienorientierung am meisten verwendet wurde. Ein «urbanes Zentrum» sei an der Industriestrasse am Entstehen, und das in der Nähe des Durchgangsbahnhofs, der bei seiner Realisierung nördlich angrenzen würde. Die Euphorie war spürbar, die Vorfreude gross, der Stolz ebenso, ist Luzern doch kaum jene Schweizer Stadt, die mit «urban» assoziiert wird.

Das war vor bald drei Jahren. Seither ist viel Wasser die Reuss hinuntergeflossen, das Projekt musste ­wegen des Rückziehers des Kantons teilweise neu ­geplant werden, und hinter vorgehaltener Hand ­wurde in Zweifel gezogen, dass die beiden Bauvorhaben der Kooperation Industriestrasse Luzern (KIL) und der ewl Areal AG nebeneinander – und bestenfalls ­miteinander – funktionieren können. Nun denn, sie können: «Rotpol» wurde erfolgreich überarbeitet, die Einsprachen zur Bau- und Zonenplanrevision sind bereinigt, das Einvernehmen mit der KIL ist gut: Der erfolgreichen Umsetzung ist man einen weiteren wichtigen Schritt nähergekommen.

Von wegen «urban», was nichts anderes als «städtisch» bedeutet: Tatsächlich entsteht in den nächsten Jahren – sofern die Stimmberechtigten und die Genossenschafterinnen und Genossenschafter dies wollen – im Quartier Tribschen-Langensand ein Stück neues Luzern. Die beiden Projekte «Rotpol» und «mon oncle» sind sowohl städtebaulich als auch punkto Lebensqualität und Nachhaltigkeit attraktiv und anziehend. Letzteres dürfte neben vielem anderen das Rote Haus sein, dieses Industriedenkmal, das einer öffentlichen Nutzung zugeführt wird. Hierhin wird ­bestimmt auch der Onkel von nebenan kommen …

Die Euphorie, die Vorfreude – sie sind wieder da. Die Vorstellung, wie die Industriestrasse hüben wie drüben dereinst belebt sein wird, regt die Fantasie an und lässt einen träumen. Machen Sie doch einmal ­einen Spaziergang zum Roten Haus, diesem kost­baren Solitär, diesem noch ungeschliffenen ­Dia-manten, diesem Ort, wo dereinst das pralle Leben Ausdruck finden wird.

Anja Kloth, Geschäftsführerin ewl Areal AG