ewl-Areal

Ein Stück neues Luzern entsteht

Bleibt bestehen und wird saniert: das Rote Haus. Im Hintergrund (weiss) ist das ewl-Gebäude zu sehen.

Die abl ist im Quartier Tribschen-Langensand auch bei der Überbauung des ewl-Areals ­Partner. Trotz Rückschlägen gehts nun vorwärts mit diesem zukunftsweisenden Projekt.

In der letzten Ausgabe war die Rede von der Kooperation Industriestrasse Luzern (KIL). Über dieses Projekt werden die abl-Genossenschafterinnen und ­-Genossenschafter zum Zeitpunkt der Herausgabe dieses Hefts entschieden haben. Die abl ist indessen nicht nur bei der KIL mit von der Partie, sondern als einzige gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft auch bei der Überbauung des ewl-Areals gleich nebenan.
Wer die Langensandbrücke überquert und entlang den Geleisen die Fruttstrasse hinunterspaziert, sieht bald das markante Gebäude mit dem gelb-blauen ewl-Schriftzug. Hier – am südlichen Ende des Bahnhofs Luzern – wird ein Dreieck mit einer Fläche von über 20 000 Quadratmetern bebaut. Die Industrie- und die Fruttstrasse sowie der Geissensteinring bilden den Rahmen.
Partner sind die Stadt Luzern, Energie Wasser Luzern (ewl) und die abl, die sich zur ewl Areal AG zusammengeschlossen haben und gleichberechtigt je ein Drittel der Aktien halten. Die abl ist mit Geschäftsleiter Martin Buob in der ewl Areal AG vertreten.Die abl freut sich, dass sie voraussichtlich gleich auf beiden Seiten der Industriestrasse bauen kann, wie abl-Präsidentin Marlise Egger Andermatt damals an der Medienkonferenz bei der Vorstellung des Projekts sagte: «Die Industriestrasse ist dabei das verbindende Element und prägt den öffentlichen Charakter.»

Das alles ist Inhalt
Auf dem ewl-Areal ist ein durchmischtes, nachhaltiges, ökologisches Quartier mit einem hohen Anteil an gemeinnützigen Wohnungen (abl) und einem Pflegezentrum der Viva Luzern AG geplant. ewl und die bereits ortsansässigen städtischen Dienstabteilungen (Tiefbauamt, Geoinformationszentrum und Umweltschutz) erhalten neue Räumlichkeiten. Stadtgrün und Strassen-inspektorat verlegen diverse Stützpunkte auf das Areal. Ausserdem werden die Feuerwehr der Stadt Luzern, die Zivilschutzorganisation Pilatus und Teile des Rettungsdienstes des Luzerner Kantonsspitals integriert. Der Energiebedarf soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden, einem Mix aus See-wasser-, Solarenergie- und Abwärmenutzung. bas

Noch mehr Platz zum Wohnen ...
Voller Euphorie war im Sommer 2019 das Siegerprojekt für die Entwicklung des ewl-Areals vorgestellt worden. Das Projekt «Rotpol» der ARGE Halter/Eberli (Luzern, Sarnen) sowie der beiden Architekturbüros Masswerk (Luzern) und E2A (Zürich) hatte die Jury am meisten überzeugt. Dann wurde es ruhig, und schliesslich sorgte das Projekt für Schlagzeilen: Der Kanton Luzern stieg mit der geplanten integrierten Leitstelle der Kantonspolizei aus, und das Kantonsspital reduzierte seine Bestellung des Rettungsdienstes massiv. Was bleibt, sind die Feuerwehr und die Zivilschutzorganisation ­Pilatus, die nach wie vor beabsichtigen, in die neue Überbauung umzuziehen.
Auch auf dem politischen Parkett wurde es etwas glatt, überwies doch der Grosse Stadtrat unlängst ein SP-Postulat mit dem Ziel, ewl solle ihr Grundstück der Stadt übergeben: «Nicht zu den Kernaufgaben der ewl gehört (...) die Stadtentwicklung», schreiben die beiden Parlamentarier Simon Roth und Mario Stübi neben anderem in ihrem Vorstoss.
Noch ist unklar, welche Folgen dieses Postulat hat. Klar ist, dass nach dem Ausstieg des Kantons die Pläne überarbeitet wurden und es wegen des Wegfalls der Sicherheitszentrale mehr Platz für Wohnungen, Gewerbe und Dienstleistungen haben wird. Die abl jedenfalls plant nun statt 72 Wohnungen deren 83 plus zwei Jokerzimmer. Mit den 51 Wohnungen, die mit der KIL 

Der ungeschliffene Diamant
Das Rote Haus wurde 1929 von den Architekten Möri & Krebs gebaut, «leider die ganz grossen Unbekannten in der Schweizer Architekturgeschichte vor dem Zweiten Weltkrieg», wie es auf der Website der ewl Areal AG heisst. Das Gebäude – die Verantwortlichen nennen es einen «ungeschliffenen Diamanten» – ist ein «industriegeschichtliches Denkmal erster Güte». Nicht nur innen, auch aussen erinnert es mit seinen Pfeilern und den gebäudehohen Fenstern an einen sakralen Bau. Die konstruktiven Details ergaben sich aus der Nutzung, der Gasproduktion. Die Pfeiler hatten die Aufgabe, das Haus vor dem Einsturz zu bewahren, falls die Wassergasspaltung zur Explosion geführt hätte. Das Rote Haus wird seit 1966 nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck genutzt und dient heute als Lagerraum und für temporäre Veranstaltungen. In ein paar Jahren wird das Rote Haus ein öffentlicher und hoffentlich beliebter Treffpunkt sein, der Menschen über die Quartiergrenzen hinweg anziehen dürfte. bas

entstehen, werden es letztlich an diesem neuen Stück Luzern gesamthaft 134 abl-Wohnungen sein. Werden die abl-Wohnungen im Weinbergli und in der Tribschenstadt dazugezählt, sind es ennet der Langensandbrücke insgesamt sogar 454 Wohnungen.

... gleich neben einem Industriedenkmal
Das Projekt «Rotpol» – jenes der KIL heisst «mon oncle» –differenziert klug und kommt allen künftigen Nutzerinnen und Nutzern entgegen. Die Entwickler setzen vor allem auf einen zentralen Identifikationsort, den Rothausplatz. Der Name ist angelehnt ans Rote Haus, einer Industriehalle, die erhalten bleibt und umgenutzt wird. «Das Rote Haus mit dem vorgelagerten öffentlichen Quartierplatz bildet das eigentliche Herzstück des neuen Quartiers. Die Nutzung als Quartierzentrum und Kulturlokal trägt dem Industriedenkmal angemessen Rechnung», heisst es im Jurybericht von 2019.
Im «Rotpol»-Dreieck wird ausserdem der Allmendlibach freigelegt. Das Fliessgewässer, Bäume und ande-re Bepflanzungen werden eine Wohnstrasse ergeben, die eine grosse Qualität hat – sowohl für dort Arbeitende als auch für Bewohnerinnen und Mieter. Laut Jury gelingt «ein ökologisch wertvoller Beitrag zum Frei-raumkonzept und zur ökologischen Gesamtbeurteilung». Vorgesehen sind drei unterschiedliche Häuser. «Den Architekturen gemein ist eine robuste Erscheinung, die bewusst auf die industrielle Vergangenheit verweist», schreiben die «Rotpol»-Kreateure. Die Gebäude sind zwar verwandt, aber dank unterschiedlicher Fassadengestaltungen, Farben und Materialisierungen klar auseinanderzuhalten.

Infoveranstaltung

Anfang April laden die ewl Areal AG, die Stadt Luzern und die KIL zur Informationsveranstaltungund zum Austausch ein: Dienstag, 5. April 2022, 18 bis 20 Uhr, Sinnlicht, Industriestrasse 15, Luzern.Anmeldung bis 28. März 2022 über www.kooperation-industriestrasse.ch

Spatenstich im Jahr 2024
Als nächste Schritte werden die nächsten zwei Jahre der Gestaltungsplan, das Bauprojekt und die Baubewilligung erarbeitet. In der Stadt Luzern stimmt das Volk 2023 über die städtische Finanzierung dieses Projekts ab; die abl-Mitglieder dürften im selben Zeitraum wie die Stadtbevölkerung über «ihren Teil» befinden. Die ewl Areal AG rechnet mit der Baubewilligung im Jahr 2024. Gebaut wird in zwei Etappen, von 2024 bis 2026 und von 2026 bis 2028.