Obermaihof
Zimmer frei – mitten im Quartier
Fast wie ein Hotelzimmer, aber mitten in der Wohnsiedlung: Im Obermaihof können Bewohnerinnen und Bewohner neu ein Gästezimmer für ihren Besuch buchen. Initiiert wurde das Angebot von einer Gruppe engagierter Quartierbewohnender.

Die Siedlung Obermaihof bringt schon heute einiges mit, womit sich sonst Feriendestinationen schmücken: naturnahe Umgebung, ruhige Lage, ein offenes Miteinander von Jung und Alt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind stolz auf ihr Zuhause, das sich mitten in einer Gesamterneuerung befindet. Und sie zeigen Initiative: Mit einem neu eingerichteten Gästezimmer können sie Besuch nicht nur empfangen, sondern gleich auch gemütlich unterbringen – fast wie im Hotel, nur persönlicher.
Das Gästezimmer ist ein schlichtes, helles Studio mit hoher Decke. Zwei Erwachsene und ein Kleinkind finden darin gut Platz zum Übernachten. Es gibt ein eigenes Bad, einen kleinen Schreibtisch, einen Schrank und eine Teeküche. Frische Handtücher und Bettwäsche liegen bereit. An den Wänden hängen alte Luzerner Tourismusplakate – ein charmantes Detail, das das Zimmer eben fast ein bisschen wie ein Ferienort wirken lässt. Via App können Bewohnende des Obermaihofs das Gästezimmer exklusiv zu günstigen Tarifen buchen (siehe Box).
Eine unruhige Nacht als Auslöser
«Die Idee entstand vor bald einem Jahr. Ausgelöst wurde sie durch eine Situation, mit der meine Partnerin und ich damals selbst konfrontiert waren», sagt Rajeevan Thiyagarajah. Die beiden haben ein Kleinkind – und als Gäste von auswärts zu Besuch kamen, schliefen diese im Spielzimmer. «Wir merkten alle schnell, dass es weder für unsere Gäste noch für uns besonders angenehm war – erst recht nicht, wenn der Kleine nachts mehrmals aufwacht.» Damals hätten sie sich gewünscht, ihre Gäste irgendwo unkompliziert unterbringen zu können.
Thiyagarajahs Partnerin Svenja Wolfisberg kannte das Konzept des Gästezimmers bereits aus der Siedlung, in der ihre Eltern heute leben. Als sie und ihr Partner entdeckten, dass im Erdgeschoss ihres Hauses an der Maihofhalde 28 ein Zimmer leer stand, war das für sie der initiale Funke: Die beiden wandten sich mit ihrer Idee an die abl – und stiessen dort auf grundsätzlich offene Ohren. «Uns wurde empfohlen, zuerst das Interesse im Quartier abzuklären.»
Simple Idee, viel ehrenamtliche Arbeit
Schnell zeigte sich, dass Rajeevan Thiyagarajah und Svenja Wolfisberg mit ihrem Bedürfnis nicht allein da standen. Mit dieser Erkenntnis begann aber erst die eigentliche Arbeit. «Die Idee ist ja ziemlich simpel. Sie umzusetzen, ist dann aber ein Prozess, den man nicht unterschätzen sollte», sagt Rajeevan Thiyagarajah – mit einem Lächeln, das erahnen lässt, wie viel Organisation, ehrenamtliches Engagement und Freizeit bereits in das Projekt geflossen sind. Zunächst wurde ein Verein gegründet, der das Gästezimmer betreibt und verwaltet. «Konten mussten eröffnet, eine Software für die Mitgliederverwaltung gefunden, Preise festgelegt, die Möblierung besorgt und natürlich auch die Reinigung organisiert werden – um nur ein paar wenige Punkte zu nennen.»
Im Verein wirken auch Anita Portmann und Erika Schläpfer tatkräftig mit. Letztere weiss aus eigener Erfahrung, wie wertvoll ein solches Angebot sein kann: «Als meine Kinder noch jünger waren, besuchte ich mehrmals eine Kollegin, die in einer Genossenschaftswohnung in Zürich lebte – dort gab es schon damals, vor rund 20 Jahren, ein solches Gästezimmer. Ich schätzte dieses Angebot sehr, weil es mir und den Kindern Ferien in Zürich ermöglichte.»
Praktisch und mit allem, was es braucht.
Zweijähriges Pilotprojekt
Und genau solche Erfahrungen sollen nun auch im Obermaihof möglich sein. Die ersten Gäste sind mittlerweile gekommen und gegangen – der Start ist gelungen und der Blick auf die anstehenden Buchungen stimmt zuversichtlich. «Das Projekt ist aktuell auf zwei Jahre begrenzt», sagt Vereinspräsident Rajeevan Thiyagarajah.
Auch für die abl ist das Gästezimmer ein Pilotprojekt und wird vom Genossenschaftskulturfonds unterstützt. Ein grosser Teil der Finanzierung wird jedoch über die Vermietungen gewährleistet. «Ich glaube, beide Seiten können hier wertvolle Erfahrungen sammeln und dabei auch den Gemeinschaftssinn fördern», sagt der Vereinspräsident. Klar ist: Die Betten sind frisch gemacht und das Fundament für ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt gelegt. Willkommen im Obermaihof!
Gästezimmer Obermaihof
Das Gästezimmer steht allen Bewohnenden des Obermaihofs für ihre Gäste offen. Es gibt zwei Preiskategorien:
Vereinsmitglieder zahlen 60 Franken für die erste Nacht, 25 Franken für jede weitere.
Nichtmitglieder zahlen 80 Franken für die erste Nacht, 35 Franken ab der zweiten. Die Reinigung ist in beiden Fällen inbegriffen.
Mitglied werden: 40 Franken pro Jahr. Pro Familie/Wohngemeinschaft kann eine Person Mitglied sein – die Gäste profitieren vom reduzierten Tarif.
Buchung: über die abl-App vereingaestezimmerobermaihof (at) gmail.com