Obermaihof

Viel Freiraum ohne Hindernisse

Die drei Neubauten im Obermaihof am Hang des Wesemlinwalds sind barrierefrei gestaltet. Landschaftsarchitektin Claudia Scholz und Architekt Rogier Hustinx sprechen über die Herausforderungen und erklären ihre fundamentale Arbeit. 

Das Wegesystem ist so geplant, dass immer mindestens ein barrierefreier Weg zu den Haupteingängen führt.

Mit Vorfreude sieht die abl der Erstvermietung von 85 Neubauwohnungen diesen Frühling entgegen. Mit der Realisierung der Längsbauten gelingt ein wichtiger Schritt in Sachen Barrierefreiheit. Bei den angrenzenden Erweiterungsbauten, die 2019 und 2020 fertiggestellt wurden, führen einseitig steile Treppen zu den Häusern, ein Lift ist nicht vorhanden. Bei den Neubauten sind indessen alle Geschosse mit einem Aufzug erreichbar, und barrierefreie Wege führen zu den Gebäudeeingängen. Letzteres ist besonders, weil die Siedlung an einem Hang liegt.

Der zentrale Freiraum zwischen den Neu- und Erweiterungsbauten ist in der Hanglage gemittet, sodass die einzelnen Bereiche barrierefrei erreichbar sind. Höhenunterschiede werden teilweise als Sitzstufen ausgestaltet und strukturieren so auch die verschiedenen Teilbereiche.

Was bedeutet Barrierefreiheit für den Aussenraum im Obermaihof?
Claudia Scholz: Damit das Areal barrierefrei erschlossen ist, wurde das Wegesystem so geplant, dass immer mindestens ein Weg durch das Areal und zu den Haupteingängen die 6-Prozent-Steigung nicht überschreitet. Das gewährleistet die Rollstuhlgängigkeit und erleichtert den Alltag für Menschen mit Rollatoren und Einkaufswagen. Die Siedlung Obermaihof liegt in starker Hanglage, zudem geben bestehende Gebäude gewisse Höhenniveaus vor. Das war eine grosse Herausforderung. Daran mussten wir uns orientieren und versuchten gleichzeitig, die Zugangssituationen so weit wie möglich zu optimieren. Hinzu kam das Abwägen zwischen den verschiedenen Nutzungsansprüchen. Die Balance zwischen Versiegelungsgrad und guter Befahr- und Begehbarkeit zu finden, war nicht einfach. Bei der Materialwahl folgten wir den Empfehlungen «Fussgängerverkehr – Hindernisfreier Verkehrsraum» des Schweizerischen Verbands der Strassen- und Verkehrsfachleute. Haupt- und Nebenwege bestehen aus Beton oder Betonsteinen. Für Platzflächen wurde die ökologisch wichtige Alternative zu einem vollversiegelten Belag, ein durchlässiger Mergelbelag, verwendet. Bei den Aufenthaltsflächen und Spielflächen verwendeten wir begrünte Kiesbeläge. Allgemein achteten wir darauf, dass die Weg- und Platzflächen ohne Schwellen realisiert werden konnten. Die Etappierung, der gestaffelte Gebäudebezug und die Fertigstellung der Umgebung neben einer laufenden Baustelle – und dies über einen Zeitraum von mehreren Jahren – war und bleibt allerdings schwierig.

Werden die Spiel- und Aufenthaltsbereiche ebenfalls barrierefrei gestaltet?
Claudia Scholz: Im Obermaihof schaffen wir ein attraktives, breites Angebot, das möglichst viele Bedürfnisse abdeckt. Das gelingt zwar nicht bei jedem Spielelement, aber es wurden verschiedene Spielbereiche realisiert: von einer Spielwiese über einen Sand-Wasser-Spielbereich für Kleinkinder bis hin zur Spiellandschaft für die etwas älteren Kinder.

Wie steht es um Barrierefreiheit der Wohnungen?
Rogier Hustinx: Alle Wohnungen im Obermaihof sind schwellenlos gestaltet. Wir haben beim Entwerfen guten Raumdimensionen und flexibler Möblierbarkeit grosse Beachtung geschenkt. Farben und Materialien wurden harmonisch und mit genügend Kontrast gewählt. Die Barrierefreiheit innerhalb der Wohnungen ist gewährleistet.

Gilt das auch für die gemeinschaftlich genutzten Bereiche in den Gebäuden?
Rogier Hustinx: Ja, das gilt auch dort. Es wurde auf Korridor- und Türbreiten, ausreichend grosse Vorbereiche und sicher nutzbare Treppenhäuser geachtet. In den drei Neubauten erschliessen Aufzüge jedes Geschoss.

Welche Standards werden eingehalten?
Rogier Hustinx: Die Einhaltung des Behindertengleichstellungsgesetzes wird in und um die Gebäude durch die SIA-500-Norm «Hindernisfreie Bauten» geregelt. Diese Norm des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins definiert viele Aspekte der Barrierefreiheit bis ins Detail, vom Hauszugang über Türbreiten bis hin zu Griffhöhen. Alle Minimalanforderungen sowie die meisten vorzugsweisen Anforderungen haben wir in der Planung berücksichtigt.

Was ist bei der Umsetzung herausfordernd?
Rogier Hustinx: Die Umsetzung der Schwellenlosigkeit stellt in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Dies bedeutet grundsätzlich, dass Schwellen maximal 25 Millimeter hoch sein dürfen. Dies steht häufig im Konflikt mit akustischen Anforderungen bei der Wohnungstür, der Abdichtung von Haustür und Balkontüren sowie Toleranzen am Bau. Bei Umbauten gilt es zudem, die Verhältnismässigkeit der Anforderungen gegenüber Kosten und Aufwand abzuwägen. So wurde bei den Erweiterungsbauten, die 2019 und 2020 fertiggestellt wurden, im Obermaihof auf den Einbau eines Aufzugs verzichtet und vereinzelte Wohnungen mit einem direkten Zugang über die Loggia versehen.

Claudia Scholz ist Landschaftsarchitektin bei Schmid Landschaftsarchitekten GmbH.

Rogier Hustinx, Architekt MSc ETH SIA, phalt Architekten ag, Gesamtprojektleiter der Wohnüberbauung Obermaihof.

Informationsanlass zum Start der Erstvermietung

Am Samstagvormittag, 22. April 2023, führt die abl einen Informationsanlass zum Start der Erstvermietung der 85 Neubauwohnungen durch. Nach der Präsentation gehts für Interessierte auf Baustellenbesichtigung. Die Veranstaltung startet im Gemeinschaftsraum der abl-Siedlung Obermaihof.

Anmeldungen für den Informationsanlass werden ab Mitte März über die abl-Webseite entgegengenommen. Bleiben Sie bis dahin top-informiert und melden Sie sich für den Newsletter an: abl.ch/obermaihof.

Zeitplan
22. April 2023Start Ausschreibung Erstvermietung Ersatzneubauten Maihofhalde 10–22
August 2023Start Ausschreibung Erstvermietung Ersatzneubauten Maihofhalde 26–30
November 2023Voraussichtlicher Bezugstermin Maihofhalde 10–14
Dezember 2023Voraussichtlicher Bezugstermin Maihofhalde 18–22
März 2024Voraussichtlicher Bezugstermin Maihofhalde 26–30