Himmelrich 3

Knifflige Frage – praktische Antwort

Um die zweite Bauetappe des Himmelrich 3 zu realisieren, ging die abl fremd. Sie sorgte dafür, dass die Mieterschaft eines Nachbarhauses nicht an der frischen Luft sitzen muss.

Die abl-Häuserzeile der Claridenstrasse 1 bis 6 in Luzern ist unterdessen rückgebaut. Am ersten Nachbarschaftshaus, der Claridenstrasse 7, klafft eine Wunde – die sichtbaren Stockwerke wirken wie angeknabbert. Abrupt endet hier die abl-Baustelle, denn die benachbarten Häuser gehören nicht ihr, sondern der CSS-Versicherung. Die Eigentümerin hatte damals kein Interesse, sich an den abl-Neubauplänen zu beteiligen, damit allenfalls eine vollständig neue Häuserzeile hätte realisiert werden können. 

Die Mieterinnen und Mieter der CSS-Liegenschaft sind arg gebeutelt: Lärm, Staub, Erschütterungen und viel anderes Ungemach einer Baustelle beeinträchtigen ihre Wohnqualität massiv. In der «Luzerner Zeitung» sprach eine Mieterin von «schlechten Zeiten für Homeoffice », denn just während der Corona-Pandemie wurde planmässig abgebrochen. Die Baustellen waren in dieser Gegend des Landes nicht geschlossen. 

Die 40 Zentimeter dicke Brandschutzmauer zwischen den Häusern war 1934 von der abl erstellt worden und gehört je zur Hälfte zu beiden Gebäuden. Wie damit umgehen beim Rückbau? Eine 25 Meter hohe, komplexe Stahlkonstruktion hätte quasi wie ein Gitternetz die Mauer schützen sollen. Da Stahl elastisch ist, wäre das gesamte Gebilde bei einem Sturm wohl etwas ins Wanken geraten. Die Brandmauer und die Wohnungen hätten folglich Schaden nehmen können. Ausserdem wäre die Lösung recht kostspielig gewesen. Die abl suchte deshalb nach anderen Mitteln und Wegen. 

Kleinere Wohnung, leuchtende Wände
Die Bauverantwortlichen konnten nach Gesprächen mit den Nachbarn und der Eigentümerin schliesslich eine pragmatische Lösung präsentieren. Die «Aussenwohnungen» der Claridenstrasse 7 erhielten Ende April/Anfang Mai 2020 im Innern der Wohnräume neue Aussenwände, will heissen: Auf Metallverstrebungen wurden zuerst feuerbeständige Gipsfaserplatten angebracht, danach folgte eine Dämmschicht aus Steinwolle und den Abschluss bildeten schliesslich zwei Gipskartonplatten. Fehlten noch Abrieb und frischer Anstrich, fertig war der Abschluss hinüber zum einstigen abl-Himmelrich. 

Zum guten Glück machten die Mieterinnen und Mieter im CSS-Haus mit und räumten ihre Wohnungen teilweise, damit die Arbeiten ausgeführt werden konnten. Ihre Habseligkeiten konnten sie in Containern vor dem Haus zwischenlagern. Die abl drückte aufs Gaspedal, um den Menschen eine schnelle Rückkehr in ihre Wohnungen zu ermöglichen. Nur gerade eineinhalb Wochen dauerte es, bis die Wohnungen an der Claridenstrasse 7 wieder wie bis anhin bewohnt werden konnten. Die Kosten übernimmt die abl, weil schliesslich sie neu baut und nicht die Nachbarn. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die beschriebenen neuen Wände sind zehn Zentimeter dick, was die Räume bis sieben Zentimeter schmäler macht. Wer also sein Bett und seinen Schrank zentimetergenau eingepasst hatte, muss nun umstellen. Dafür leuchtet die Wand frisch und weiss.

So gehts weiter
Bis Ende Mai dürften die Rückbauarbeiten an der Claridenstrasse erledigt sein. Bereits sind auf dem Gelände Spezialisten mit einer 95 Tonnen wiegenden Spezialmaschine mit dem Pfählen beschäftigt. Der Untergrund ist teilweise schwierig; Kiesschichten, hart wie Fels, sind eine Herausforderung. Bis jetzt lief jedoch alles glatt. Mitte Juni sollten die Pfahlarbeiten beendet sein. Gleichzeitig werden die Fundamente für zwei Kräne vorbereitet. 

Auch Kanalisationsleitungen mit Anschluss an die Hauptleitung, der Aushub, die Pfahlbearbeitung sowie der Einbau von Magerbeton müssen vor den Baumeisterarbeiten vollbracht sein. Für den Baumeister wird ab August ein Hochlager erstellt. Dieses dient zum Zwischenlagern von Beton, Backsteinen, Armierungseisen und anderen Baumaterialien. Entlang der Bahnlinie dürfen die Kräne kein Material schwenken, weswegen das in rund viereinhalb Metern Höhe erstellte Lager entlang der Claridenstrasse zu stehen kommt. Dieses bleibt bis etwa Mitte 2022 stehen, der Rohbau wird voraussichtlich im Februar 2022 fertiggestellt.

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