Vergissmeinnicht

Fehlender Wohnraum, schwierige Mietverhältnisse

Am 3. Mai 1924 trafen sich rund 50 Personen im Luzerner Hotel Concordia zu einer öffentlichen Mieterversammlung, an der über fehlenden Wohnraum und schwierige Mietverhältnisse in der Stadt Luzern diskutiert wurde. Die Versammlung sprach über die Gründung einer Baugenossenschaft und setzte eine Kommission ein. Diese erarbeitete in Windeseile weitere Grundlagen, schrieb einen Statutenentwurf und lud bereits am Freitag, 23. Mai 1924 wiederum ins Hotel Concordia zur Gründungsversammlung der «Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern» ein. 

«Der Aufmarsch durfte als ein ganz erfreulicher bezeichnet werden», hielt die abl später in ihrem ersten Jahres­bericht fest: Tatsächlich erklärten noch am selben Abend 178 Personen den Beitritt zur Genossenschaft und wählten einen 18 Leute zählenden Vorstand. 

Das Hotel Concordia, Gründungsort der abl vor genau 100 Jahren, gibt es heute nicht mehr. Es stand an der Theaterstrasse und wurde im April 1876 unter diesem Namen eröffnet. In den frühen Morgenstunden des 4. Oktobers 1969 zerstörte ein Brand das Haus. Neun Personen, die sich nicht mehr selbst in Sicherheit bringen konnten, wurden durch Feuerwehr und Polizei gerettet. Glücklicherweise kam niemand ums Leben. Der Hotelbetrieb musste jedoch eingestellt, das Gebäude später abgerissen werden. Ab 1970 wurde an der Theaterstrasse 7 bis 11 ein Neubau realisiert, der heute noch die Beschriftung «Concordia-Haus» trägt.

Bild: Luzern, Hotel Concordia, 1943 (Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, CH SWA PA 554 A 536, doi.org/10.7891/e-manuscripta-93063, PDM)

«Vergissmeinnicht» wird von Florian Fischer betreut. Er ist Co-Leiter des Stadtarchivs Luzern und abl-Mieter.