Genossenschaftskultur

Rösti mit Spiegelei nach Pakistan exportiert

Vor rund 30 Jahren kam Ahmed Bhatti aus Pakistan in die Schweiz. Fern von seiner Heimat machte er sich mit der Schweizer Kultur vertraut.

«Es war schwierig für mich, Deutsch zu lernen, und ich hatte viel Heimweh», erinnert sich Ahmed Bhatti. «Heute sage ich, dass ich meine besten Lebensjahre hier in der Schweiz verbracht habe.» Eng verbunden mit diesen besten Lebensjahren ist für Ahmed das Familienleben mit seiner Frau Tahreem und den drei Kindern Fatima, Muhammad und Umme. Ob er Pakistan noch vermisst? «Meine Geschwister und Verwandten leben in Pakistan. Zum Glück können wir unsere Familien fast jedes Jahr besuchen. Dann bringe ich ihnen Schweizer Schokolade und Schweizer Käse mit und koche für sie typische Schweizer Gerichte wie zum Beispiel Rösti mit Spiegeleiern. Das mögen sie sehr gerne.»

Kulturreisen und Schneeflocken beobachten
Die Familie Bhatti fühlt sich sehr gut integriert: «Sogar an der 1.-August-Feier nehmen wir teil, letztes Jahr in Engelberg. Das war schön. Wenn ich hier lebe, möchte ich die Kultur kennen.» Ahmed interessiert sich auch für die Kulturen anderer Länder. Zusammen mit seiner Familie bereist er gerne europäische Städte. In ihrem Wohnzimmer an der Bernstrasse stehen zahlreiche Souvenirs: Big Ben, Eiffelturm, ein Stier (Toro) aus Barcelona, der schiefe Turm von Pisa, verschiedene Souvenirs aus der Türkei und mehreren weiteren Ländern. Auch die Schweiz kennt Ahmed wohl besser als manche Einheimische. «Den Sommer nutzen wir gerne für Ausflüge. Mit meinem Bruder, der ein Auto besitzt, sind wir schon über fast alle Schweizer Alpenpässe gefahren. Den Winter hingegen mag ich weniger. Da bin ich mehr zu Hause, trinke etwas Warmes und schaue gerne durchs Fenster den Schneeflocken zu.»

Ein neues Zuhause für die Familie
Fast 20 Jahre wohnte Ahmed an der Kanonenstrasse in einer 3-Zimmer-Wohnung. «Ich bin eine Person, die gerne lange in einer Wohnung bleibt. Ich mag es nicht, immer wieder umzuziehen.» Als die Familie sich vergrösserte, wurde der Platz jedoch zu knapp. «Die Kinder wollten aber nicht wegziehen, weil sie hier zur Schule gehen und ihre Freunde in der Nähe sind. Also warteten wir, bis in der Siedlung eine grössere Wohnung frei wurde und wir uns bewerben konnten. Im Oktober 24 konnten wir dann an der Bernstrasse 43 in eine 4-Zimmer-Wohnung ziehen. Mit der abl bin ich sehr zufrieden. Einzig schade finde ich es, dass den Mietern hier oft gesagt wird, es seien alte Häuser und dass sich diese oder jene Investition nicht mehr lohne. Das macht uns Mieter irgendwie kleiner. Dabei weiss jeder, dass es alte Häuser sind, trotzdem sollte alles in Ordnung und die Räume gut ausgestattet sein.»

Den Schulalltag mit den Kindern besprechen 
Tagsüber ist Ahmed nicht zu Hause. Er arbeitet im Elektronikbereich und ist an der Produktion von Sensoren beteiligt, die Lecks in Wasser- oder Gasleitungen aufspüren. «Unser Motto ist: Null Prozent Wasser-Verlust», erklärt er stolz. Nebst seiner Arbeit und den Kulturreisen sind ihm das Wohnen und das Familienleben sehr wichtig. «Abends essen wir immer gemeinsam. Anschliessend bespreche ich mit meinen Kindern, wie ihr Tag verlaufen ist, ob sie in der Schule schwierige Prüfungen hatten und welche Aufgaben sie noch erledigen müssen.» Ahmed schmunzelt: «Ich bin ein etwas strenger Vater. Es ist mir wichtig, dass sie von klein auf Regeln lernen: Nach der Schule dürfen sie spielen. Nach dem Abendessen müssen sie jedoch erst ihre Pflichten erfüllen, dann kommt die Freizeit. Wir schauen dann zusammen vielleicht einen Dokumentarfilm oder einen Kinderfilm. Ich bin sehr zufrieden mit meinen Kindern.»

Die Feuerschale zum Grillieren ist noch pendent 
Ahmed erwähnt, dass er und seine Familie gut integriert sind und das Wohnen in der Siedlung Untergrund sehr schätzen. Ihm ist wichtig, dass er und seine Familie einen respektvollen Umgang mit der Nachbarschaft pflegen. «Unsere Kinder haben gelernt, dass alle Menschen wie Onkel und Tante sind – also Respektpersonen. In unserer Kultur würde man ältere Menschen nie mit ‹du› ansprechen.» Die Familie hat viele Kontakte in der Nachbarschaft: «Als wir hier eingezogen sind, haben wir uns überall vorgestellt. Bald habe ich dann gemerkt, dass wir einen schönen Platz ums Haus haben, aber keinen Tisch für Treffen mit Nachbarn. Zuerst wollte ich selber etwas besorgen, doch dann hörte ich, dass die abl solches Mobiliar finanziert. Also habe ich Unterschriften bei meinen Nachbarn gesammelt. Bald wird hier ein Tisch mit zwei Bänken stehen und ich kann einen Apéro für unser Haus organisieren. Als Nächstes werde ich auch noch eine Feuerschale beantragen, damit wir hier zusammen grillieren können.»

Umgang mit Vielfalt

Vielfalt kennt viele unterschiedliche Gesichter, Geschichten und Lebensmodelle. Wir gehen im magazin und an Anlässen der Frage nach, welche unterschiedlichen Menschen mit ihren individuellen Lebensgewohnheiten bei der abl wohnen und wie mit der Vielfalt in der unmittelbaren Nachbarschaft offen und wohlwollend umgegangen werden kann. Haben Sie eine Geschichte aus Ihrer Nachbarschaft zu erzählen? Dann schreiben Sie eine Mail an genossenschaftskultur (at) abl.ch  oder rufen Sie uns an unter 041 227 29 36.