Genossenschaftskultur
Ein Hauch Italianità im Obermaihof
Erstmals wurde der Pavillon der Siedlung Obermaihof für ein Konzert genutzt. Das Trio-zücchin' brachte mit italienischen Liedern Wärme, Witz und ein bisschen Fernweh nach Luzern.
Es ist ein lauer Samstagabend im Mai, als drei Musiker im Pavillon der Siedlung Obermaihof ihre Instrumente stimmen. Während draussen ein paar Buben ihrem Fussball hinterherjagen, beginnt drinnen wenig später ein Konzert, das Wärme, Witz und ein bisschen Fernweh nach Luzern bringt: Das Trio-zücchin' eröffnet mit dem Lied «Benvenuto il Maggio» – ein musikalischer Gruss an den Frühling.
Erstmals wird der Pavillon nicht nur als Treffpunkt, sondern auch als Konzertort genutzt – und zeigt dabei, dass er sich hervorragend dafür eignet. Das italienischsprachige Liedgut aus dem Tessin und Süditalien füllt den Raum mit mediterraner Leichtigkeit. Jung und Alt lassen sich berühren – von Klängen, Texten und Stimmung.
Perfekte Mischung
Während Roberto Frei (Gitarre, Gesang) und Remo Genzoli (Klarinette, Gesang) ihre Wurzeln im Tessin haben, stammt Antonio Cerfeda (Tamburello, Gesang) aus dem süditalienischen Salento. Und man spürt schnell: Das Trio harmoniert nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich. Zwischen den Liedern blitzen humorvolle Seitenhiebe auf, die Spielfreude ist spürbar.
Die musikalische «Schatztruhe» des Trios ist reich gefüllt: theatralische Festgesänge, nachdenkliche Arbeiterlieder und charmant-schlüpfrige Volksweisen wechseln sich ab. Die Stimmen ergänzen sich, das Zusammenspiel von Gitarre, Bassklarinette und Tamburello entfaltet seinen Zauber – und plötzlich liegt ein Hauch von Piazza-Flair über der Siedlung.
Rund 45 Besucher*innen füllen den Gemeinschaftsraum bis in die letzte Reihe. Und während draussen langsam die Sonne hinter sanften Wolken versinkt, taucht drinnen das warme Licht den Raum in eine stimmungsvolle Atmosphäre. Das Trio stimmt ein Trinklied von Claudio Monteverdi an, im Publikum wird das eine oder andere Glas Prosecco gereicht. Manch ein Blick wandert auch zu den zahlreichen Fotografien, welche die Wände des Pavillons zieren. Sie zeigen Alltagsszenen vergangener Tage aus der Region Apulien. Die Bilder stammen aus dem Besitz von «Trio-zücchin'»-Mitglied Antonio Cerfeda. «Es ist schön, hier zu singen und den Leuten mit den Bildern eine Freude machen zu können», sagt der Sänger, der selbst schon seit Jahren in der Siedlung lebt.
Drei Zugaben und ein Versprechen
Ganz einfach sei das Singen im Pavillon aber nicht, erklärt der pensionierte Profimusiker Remo Genzoli nach dem Auftritt. «Der Raum ist zwar wunderschön, aber er schluckt den Klang ziemlich stark – da muss man als Sänger schon etwas kämpfen.» Spass hatten aber alle drei Musiker, wie sie versicherten.
Der Applaus des Publikums sprach derweil Bände – und mündete in drei Zugaben und dem Versprechen des Trios, den Pavillon wieder einmal zu bespielen. Organisiert hatte den Anlass Rita Estermann Abt, die das Trio bereits kannte und das Potenzial des Pavillons als Konzertort erkannte. «Um eine Nachbarschaft lebendig zu halten, braucht es einfach ein paar Menschen, die sich engagieren», sagte sie zu ihrer Motivation.
Etwas später verabschiedeten sich einige Gäste in Richtung Fernseher – der Eurovision Song Contest lockte –, andere brachten ihre Kinder ins Bett. Und wieder andere blieben noch ein Weilchen, redeten, lachten, diskutierten über Lieder und teilten Erinnerungen an Italien und das Tessin. Der Pavillon zeigt einmal mehr, was in ihm steckt: Er ist mehr als ein Dach über dem Kopf – er verbindet das Quartier.