Genossenschaftskultur

«Es ist schön, wenn es in der Siedlung lebt»

Katharina Ineichen hat im Himmelrich 1 ihre Traumwohnung bei der abl gefunden. Dass das relativ schnell klappte, verdankt sie der Voraussicht ihrer Eltern. Vor elf Jahren schenkten sie ihren drei Kindern eine abl-Mitgliedschaft.

«Leben und leben lassen» gehört für Katharina Ineichen zu einem wohlwollenden Zusammenleben dazu.

Katharina empfängt mich in ihrer sorgfältig eingerichteten, hellen 3.5-Zimmer-Wohnung, wo sie zusammen mit ihrem Freund Tim lebt. Gleich zu Beginn unseres Gesprächs kommt Katharina ins Schwärmen: «Ich bin sehr zufrieden hier. Die Wohnung ist megaschön mit den hellen Räumen, der modernen Küche, dem Balkon und der Aussicht auf den Innenhof. Mit diesen Qualitäten und an dieser Lage ist das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach unschlagbar.»

Familie und Freund*innen, Einkaufen und Ausgang – alles fast vor der Haustüre
Ein weiteres grosses Plus für Katharina sind die zentrale Lage und die Nähe zum Bahnhof. Als Agronomin arbeitet sie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen bei Bern, wo sie mit dem Zug hin und zurück pendelt. Wäre es nicht angenehmer, in Bern zu wohnen? «Nein, nicht wirklich. Während meinem Studium wohnte ich in Bern, und das gefiel mir auch sehr. Aber meine Eltern, mein Freund, meine Freund*innen sind hier in Luzern. So pendelte ich genauso – halt für meine Freizeit – hin und her und war nirgends richtig zu Hause. Es fühlt sich besser an, in Luzern zu wohnen und all meine Sachen und mir nahestehende Menschen in der Nähe zu haben und dafür zur Arbeit zu pendeln.» In der Neustadt zu wohnen bietet Katharina noch einen weiteren Vorteil – ein Grossteil ihres Privatlebens spielt sich im Quartier ab: «Meine Schwester und ihr Mann wohnen direkt unter mir, mein Bruder mit seiner Freundin im Himmelrich 3. Wenn ich Kolleg*innen treffen möchte, bin ich in einer Minute im Kaffee, und das Einkaufen ist fast vor der Haustüre möglich. Auch gibt es Bars und Lokale, wo ich abends gerne hingehe, allerdings nicht mehr so oft wie früher, weil ich die Zeit gerne auch für anderes nutze.»

Ein Leben zwischen Outdooraktivitäten und Häuslichkeit
Sehr viel zu Hause sind Katharina und Tim jedoch nicht. «Wir sind aktive Menschen. Im Sommer gehe ich megagerne wandern, am liebsten ins Val Lumnezia im Graubünden, wo meine Eltern eine Ferienwohnung haben. Auch gehe ich biken, joggen und im See schwimmen, im Winter Ski fahren, snowboarden und auf Skitouren.» Nebst all den Outdooraktivitäten teilen Katharina und Tim jedoch auch häusliche Passionen: «Wir beide kochen sehr gerne und vielfältig. Das heisst, meist kocht jemand von uns. Wenn wir ausnahmsweise doch zusammen kochen, dann ist jemand Chef oder Chefin und die andere Person assistiert. So kommt es gut, denn wir haben je klare Vorstellungen, wie wir kochen, und danach muss sich die andere Person dann richten.» Im Sommer ist ihr Essensplatz oft auf dem Balkon, wo sie gerne den Kindern beim Spielen oder dem weiteren Geschehen im Innenhof zuschauen. Wenn sie Freund*innen eingeladen haben, nutzten sie auch schon die Tische im Hof und assen dort in grösserer Runde, bevor sie später in einer Bar der Neustadt die Nacht ausklingen liessen.

Unkompliziertes, lebendiges Wohnen
Das Zusammenleben in der Siedlung empfindet Katharina als angenehm und unkompliziert. «Ich treffe meine Nachbar*innen im Treppenhaus oder in der Waschküche, und wenn wir Zeit haben, plaudern wir zusammen. Manchmal mehr, manchmal weniger, das ist sehr spontan.» Und wie beurteilt Katharina die Ringhörigkeit im Haus? «Ich nehme das nicht so wahr, nur was im Treppenhaus ist, hören wir gut. Als jedoch bei uns mal 30 Leute zum Apéro waren, hatte ich anschliessend ein schlechtes Gewissen, weil es mit so vielen Leuten ja per se laut ist. Als ich mich dann bei einem Nachbarn entschuldigte, zeigte er sich aber völlig locker und meinte, dass das kein Problem sei. Umgekehrt ist es für mich auch okay, wenn es im Hof mal länger als 22 Uhr laut ist. Ich bin nicht in die Stadt gezogen, um absolute Ruhe zu haben. Es ist schön, wenn es in der Siedlung lebt.»

Leben und leben lassen
Auch aus den Erfahrungen, die Katharina im Bachelor-Praktikum in Togo (Westafrika) gemacht hat, findet sie, dass man in der Schweiz etwas entspannter mit Ruhezeiten umgehen könnte. «Ich wohnte in einer Wohngemeinschaft in der Nähe der Hauptstadt Lomé. Da ist ab und zu jemand mit Mikrofon und Verstärker morgens um 4 Uhr durch das Quartier spaziert und hat eine Predigt gehalten. Das Ganze mit schlechter Tonqualität und so laut, dass es mir vorkam, als predigte er direkt in meinem Zimmer. In der Schweiz würde das wohl sofort einen Aufruhr geben. Meine Mitbewohner*innen fanden diese morgendliche Predigt zwar nicht toll, verschwendeten aber auch keine Energie damit, sich darüber aufzuregen. Mit einer Prise Humor haben wir uns am nächsten Morgen über die nächtliche Predigt unterhalten und zusammen darüber gelacht. Mir hat ihre Haltung, dann ist es halt so, ‹leben und leben lassen›, sehr gefallen.»

Es ist gut, wenn man es im Wohnumfeld schön hat
Anfänglich teilte sich Katharina gemeinsam mit ihrer grossen Schwester eine Wohnung im Himmelrich 1. Nach ihrem Einzug stellten sie sich bei ihren Nachbar*innen vor und kurze Zeit darauf nahmen sie auch an der Spielplatz-Einweihung im Hof teil. Dort lernten sie weitere Leute aus der Siedlung und später am ‹Running Dinner› auch Bewohner*innen vom Himmelrich 2 und 3 kennen. Dass am ‹Running Dinner› die meisten Leute wesentlich älter waren, hat sie nicht gestört: «Nein, im Gegenteil, es war cool und ein spannender Austausch, den wir in dieser Art nicht so oft erleben. Anschliessend dachte ich, dass ich die Leute nun beim Einkaufen oder so wieder treffen würde. Leider war das aber nicht der Fall. Ich wäre offen und würde mich freuen, wenn sich mehr Kontakte ergäben. Wenn man die Nachbar*innen besser kennenlernt und einen persönlichen Bezug schafft, können auch Differenzen besser angesprochen werden und man kann sich gegenseitig helfen. Zudem wirkt man so auch der Vereinsamung unserer Gesellschaft entgegen.»