Aus der Nachbarschaft

Das Pflänz.li möge gedeihen

Jannis Portmann liebt Pflanzen und er mag es, Dinge zu tauschen. Mit der Plattform Pflänz.li verbindet der 26-jährige ETH-Student diese beiden Interessen.

Jannis Portmann ist abl-Mitglied und regt zum Pflanzentausch an.

Teilen liegt im Trend. Wir erledigen mit dem Carsharing-Auto Einkäufe, teilen uns die Wohnung mit anderen, bewirtschaften einen Gemüse­acker mit Gleichgesinnten. Auch abl-Mitglied Jannis Portmann teilt und tauscht gerne. Bevor der 26-Jährige zum Portemonnaie greift, um sich etwas zu kaufen, fragt er sich: Brauche ich das wirklich? Oder gibt es vielleicht die Möglichkeit, das gewünschte Objekt zu tauschen, auszuleihen oder zumindest gebraucht zu erwerben? Diese Einstellung bewog den Studenten der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich vor einiger Zeit dazu, einen eigenen Beitrag zur Sharing-Gesellschaft zu leisten.

Auf der Plattform Pflänz.li haben Menschen die Möglichkeit, ihre Pflanzen und Setzlinge zum Tausch anzubieten und im Gegenzug in einer Wunschliste anzugeben, welche Gewächse sie sich selbst wünschen. Wer also schon immer mal eine Graptopetalum Paraguayense, einen Geldbaum oder eine Monstera wollte, wird auf Pflänz.li fündig. Darüber hinaus können auch Töpfe, Werkzeuge oder anderes Zubehör getauscht werden. «Und falls jemand einfach seine Pflanzen loswerden möchte, können diese auch gegen etwas ganz anderes getauscht werden.» 

Mehr Vielfalt, längeres (Pflanzen-)Leben
Zwar gibt es Internetforen oder Chats, in denen Leute ihre Pflanzen zum Tausch anbieten – diese Plattformen sind in der Regel aber eher unübersichtlich und zufällig. Bei Pflänz.li ist das anders: Auch wenn die Seite simpel aufgebaut ist, bietet sie dennoch eine Vielzahl an Optionen. So können die Angebote zum Beispiel nach Ort und Postleitzahl eingegrenzt und Pflanzen auch nach dem Namen gesucht werden.

Was Portmann hingegen weniger interessiert, sind besonders exklusive, rare oder teure Exemplare. Es geht ihm einzig um die Vielfalt – und eben: um den Tauschgedanken. Zudem will er mit dem Projekt einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten: «Die Gewächse, die heute in Schweizer Wohnungen stehen, wurden zum grössten Teil in den Niederlanden oder in anderen europäischen Ländern gezüchtet, was natürlich sehr ressourcenintensiv ist. Aber wenn diese Pflanzen schon da sind, wäre es zumindest schön, wenn sie so lange wie möglich genutzt werden würden.» Kommt hinzu, dass sich viele Pflanzen von selbst vermehren und Ableger bilden. «Gerade diese eignen sich super zum Tauschen», sagt Portmann.

Seine Plattform entwickelte und programmierte der Student von A bis Z selber. Etwa 200 Stunden investierte er dafür; er durchforstete Foren, kommunizierte mit ChatGPT und schaute sich Tutorialvideos an. «Ich war schon immer ein Tüftler», sagt Portmann, der im Wesemlinquartier aufgewachsen ist. Für seine Maturaarbeit verwandelte er eine konventionelle Kaffeemaschine in eine smarte Barista-Anlage. Auch das Interesse für Computer war schon früh vorhanden. Während er sich nächtelang um die technische Umsetzung kümmerte, wurde er bei der Gestaltung der Tauschplattform von seiner Freundin Anja Birrer unterstützt. Die Illustratorin und Gestalterin entwickelte das Design und das Logo.

Die Ikea-Palme überlebte nur dank der Eltern
Portmann betont, dass es sich bei der Plattform nicht um eine Geschäftsidee handelt. «Ich will damit kein Geld verdienen, sondern einfach nur Menschen mit gleichen Interessen zusammenbringen.» Das Angebot sei auch aus einem Selbstzweck heraus entstanden. «Ich wollte Pflanzen tauschen, doch in meinem Freundeskreis war das Bedürfnis nicht vorhanden.»

Auch sein Interesse für Hauspflanzen wuchs übrigens erst in den vergangenen Jahren. «Früher hatte ich eine Ikea-Palme in meinem Zimmer. Diese überlebte vermutlich nur dank meiner Eltern», erzählt er schmunzelnd. Richtig pflanzenbegeistert sei er erst, seit er mit seiner Freundin zusammengezogen ist. Wer nun (verständlicherweise) davon ausgeht, dass es in der Wohnung im Zürcher Leimbachquartier von Pflanzen nur so wimmelt, der irrt sich. «Dafür fehlt uns der Platz.» Aber: «Es wird definitiv grüner in unserer Wohnung.»

Je lokaler, desto nachhaltiger
Seit dem Start der Plattform haben knapp 2000 Leute die Seite aufgerufen. «Natürlich würde es mich freuen, wenn es in Zukunft noch mehr werden würden», sagt Portmann. Er würde sich darüber freuen, wenn sich auf der Plattform dereinst verschiedene kleinere Tausch-Communitys bilden würden. Genau deshalb hat er sich mit seinem Angebot auch bei der abl gemeldet, bei der er schon seit einigen Jahren Mitglied ist: «Wer in einer Genossenschaft wohnt, ist tendenziell affin für solche Themen. Es wäre natürlich genial, wenn in Zukunft viele abl-Mitglieder Pflanzen untereinander tauschen würden.» Nicht im Interesse von Portmann ist es hingegen, wenn die Gewächse durch die halbe Schweiz transportiert werden. Er betont: «Je lokaler die Tauschkontakte, desto nachhaltiger.».

In 5 einfachen Schritten kommt man über pflaenz.li zu einer neuen Zimmerpflanze.