Aus der Geschäftsstelle

Energiestrategie: Mit der abl auf dem Absenkpfad

Die abl geht mit gutem Beispiel voran und will in Zukunft fast ausschliesslich auf nachhaltige Energie setzen. Es ist eine Herkulesaufgabe, die bereits angepackt wurde. Erstmals präsentiert die Genossenschaft, wie sie weiter vorgehen will.

Bei der abl wird Nachhaltigkeit grossgeschrieben. Deshalb hat sie sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der Genossenschaften eine Vorreiterrolle einzunehmen. Schon heute geht sie das Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energie für ihren Gebäudepark ganzheitlich und aktiv an. Bis 2032 – oder früher – will die abl ganz aus der fossilen Wärmeversorgung aussteigen und den Anteil an Eigenstrom auf 31 Prozent durch den Neubau eigener Solarstrom-Anlagen erhöhen. Es sind ambitionierte Ziele, die sich die Genossenschaft gesetzt hat, die die aktive Unterstützung von Energielieferanten braucht. Doch die abl will mit gutem Beispiel vorangehen und konkrete Massnahmen umsetzen. Deshalb hat die abl die Luzerner Firma OekoWatt AG damit beauftragt, einen Planungsbericht für ihre Energiestrategie auszuarbeiten. Mit den folgenden Fragen und Antworten soll aufgezeigt werden, wie der Weg der abl in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft aussieht.

Welches Ziel hat die abl-Energiestrategie für ihren Gebäudepark?
Die abl plant, alle bestehenden fossilen Wärmeerzeuger bis spätestens 2032 vollständig zu ersetzen. Bis 2032 sollen auf allen potenziell nutzbaren abl-Dachflächen Photovoltaikanlagen installiert werden. Der Eigenverbrauch aus abl-eigenen Solarstrom-Anlagen wird in allen Gebäuden sinnvoll und optimiert ausgenutzt. Die Gebäudehüllen werden laufend nach dem neuesten Energiestandard oder besser saniert. Beim Energieversorger wird nach Möglichkeit fossilfreie Fernwärme bestellt. Mit diesen Massnahmen lassen sich die Klimaziele der Stadt Luzern, des Kantons und des Bundes erreichen.

Wie sieht der Zeitplan für diese Umsetzung aus?
Der Anteil der CO2-Emissionen der fossilen Wärmeerzeuger sinkt von 95 Prozent im Jahr 2022 auf praktisch rund 10 Prozent Ende 2031. Ab 2032 verbleiben noch ungefähr 10 Prozent respektive bis 2050 etwa 8 Prozent der ursprünglich im Jahr 2022 verursachten CO2-Emissionen. Spitzenlasten werden nach wie vor mit fossilen Brennstoffen gedeckt werden müssen.

Auch die abl hat das Ziel, dass ihre CO2-Bilanz «Netto-Null» ist. Was bedeutet das überhaupt?
Gemäss «Leitkonzept der 2000-Watt-Gesellschaft»* bedeutet die Forderung «Netto-Null», dass es ein Gleichgewicht zwischen den durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen gibt. CO2-Emissionen können auf zwei Arten gesenkt werden: auf natürliche und auf technische Weise. Zu den natürlichen CO2-Aufnahmequellen zählen etwa die CO2-Aufnahmekapazitäten von Wäldern, Feuchtgebieten, landwirtschaftlichen Böden oder Gewässern. Technisch kann das ausgestossene CO2, beispielsweise beim Verbrennen von organischem Abfall, aufgefangen und eingelagert werden. Wichtig zu ergänzen ist, dass die abl das Ziel «Netto-Null» nicht allein erreichen kann und in vielen Siedlungen auf Partner wie ewl mit Fernwärme aus erneuerbarer Energie angewiesen ist. Doch auch die Mietenden können hier einen sehr wichtigen Beitrag leisten, indem sie beispielsweise die Energiesparempfehlungen des Bundes befolgen.

Wodurch sollen die fossilen Heizungen in den abl-Gebäuden ersetzt werden?
Heute noch mit Erdgas oder Erdöl betriebene Heizungen sollen sukzessive durch Anschlüsse an Fernwärmenetze beziehungsweise Wärmepumpen mit Umweltwärme oder auch Holzschnitzelheizungen ersetzt werden. Die Wahl des Energieträgers wird durch die Lage der Gebäude (zum Beispiel keine Erdsonden möglich), das direkte Umfeld, die benötigte Energiemenge und deren Erhältlichkeit beeinflusst.

Wie nachhaltig sind die abl-Immobilien schon heute?
Heute werden 72 Prozent der beheizten Gebäudenutzflächen fossil beheizt (Feuerungen mit Erdgas 71 Prozent oder Erdöl 1 Prozent). Für die restlichen 28 Prozent der beheizten Gebäudenutzflächen werden bereits Wärmepumpen (Umweltwärme) oder Fernwärme benutzt.

Was macht die abl bezüglich Eigenstromversorgung?
Laut Zielvorgabe der Stadt Luzern soll bis im Jahr 2050 die solare Stromverbrauchsabdeckung bei mindestens 25 Prozent liegen. Bei der abl wird der Solarstrom-Deckungsgrad bereits im Jahr 2036 rund 68 Prozent betragen. Der Eigenverbrauchsanteil wird bei rund 31 Prozent liegen. Die Ziele der Stadt Luzern werden damit deutlich übertroffen. Bei Umsetzung der Photovoltaik-Strategie wird die abl von der Firma Zagsolar AG unterstützt.

Werden Gebäude auch renoviert, um sie energieeffizienter zu machen?
Ja. Im jeweils festgelegten Gebäude-Sanierungsjahr werden die Gebäudehüllen geprüft und bei Bedarf auf den aktuellen Energiestandard aufgewertet, was zusätzlich zum Einsparpotenzial den Wohnkomfort, die Attraktivität und den Wert von Wohnungen erhöht. Durch sämtliche Massnahmen über alle Gebäude im Immobilienportfolio kann der Raumwärmebedarf pro beheizte Fläche bis 2031 um rund 46 Prozent beziehungsweise bis 2050 um rund 67 Prozent reduziert werden. Massgebender Grund ist hierbei, dass bei unsanierten Altliegenschaften die Gebäudehüllen heute zum Teil sehr hohe Wärmeverluste aufweisen.

Was kosten die Energiemassnahmen?
Bis 2032 fallen geschätzte Investitionskosten von rund 42 Millionen Franken an, bis 2050 sind es rund 89 Millionen Franken. Bei den geschätzten Investitionskosten bis im Jahr 2050 ist mit einer hohen Kostenungenauigkeit zu rechnen. Die Kostenschätzungen basieren alle auf Schätzungen mit heutigen Marktpreisen. Förderbeiträge des Kantons Luzern etwa für Wärmepumpen, Wärmedämmung der Fassade oder Anschluss ans Wärmenetz sind darin nicht berücksichtig worden. Auch weitergehende Investitionen, wie zum Beispiel Küchensanierungen oder Gesamterneuerungen, sind nicht eingerechnet.

Spielen auch die Mietenden in der neuen Energiestrategie eine Rolle?
Auch die Mietenden können einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Energienutzung leisten. So können sie beispielsweise darauf achten, dass sie bei ihrem Stromanbieter möglichst ein vollständig erneuerbares Stromprodukt wählen. Sie können ihr Warmwasser bewusst und effizienter nutzen, die Treppe anstatt den Lift nehmen und im Winter weniger heizen, dafür einen Pullover anziehen. Ausserdem kann mit richtigem Stosslüften für frische Luft gesorgt und Energie gespart werden. Leuchtmittel mit Höchsteffizienz sowie Steckerleisten sorgen ebenfalls für eine bessere Energiebilanz. Auch sollten Geräte bei Nichtbenützen nicht im Standby-Modus gelassen werden. Wichtig ist zudem, keine separaten und mobilen elektrischen Raumheizungen zu nutzen und auf mobile Einzel-Kühlgeräte zu verzichten. Der Ersatz von veralteten und ineffizienten Geräten sollte ebenfalls geprüft werden.

*2000 Watt ist der Pro-Kopf-Verbrauch, der in der Schweiz und international angestrebt wird. Das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft ist, die Dauerleistung auf ebendiese 2000 Watt begrenzt zu erreichen. Das ist eine Grössenordnung, die eine Vollversorgung mit erneuerbarer Energie erlaubt.

Glossar

Photovoltaikanlagen:

Anlagen, die Solarstrom produzieren

Fossile Brennstoffe:

Kohle, Erdöl und Erdgas-Emissionen: Damit ist der menschgemachte Ausstoss von Gasen gemeint, die dazu beitragen, dass sich der Treibhauseffekt verstärkt. Die bekanntesten Treibhausgase sind Kohlenstoffdioxid (CO₂), Methan und Lachgas.

Immobilienportfolio:

Alle Liegenschaften, die der abl gehören.

Solarstrom-Deckungsgrad:

Verhältnis der produzierten Strommenge zum Gebäude-Strombedarf

Eigenverbrauchsanteil:

Verhältnis des Eigenverbrauchs zur produzierten Strommenge