Aus der Geschäftsstelle

Ein Team für alle Fälle

Die Technischen Hauswarte Jörg Amstutz (l.) und Bart van Weezenbeek schätzen den Austausch.

Einmal pro Monat arbeiten die Technischen Hauswarte der abl im Tandem. Damit sehen sie in neue Bereiche hinein und bauen Fachwissen auf.

Ein Nachmittag im Heizungsraum der Siedlung Breitenlachen. Über die Stadt hat sich gerade ein Gewitter ergossen und willkommene Abkühlung mit sich gebracht. Jörg Amstutz und Bart van Weezenbeek bekommen vom Wetter nicht viel mit, ausser dass der im Winter eiskalte Raum heute eine angenehme Temperatur hat. Sie drehen an den Reglern der riesigen Tanks und überprüfen die jeweiligen Einstellungen. Jörg Amstutz ist braun gebrannt, trägt ein Poloshirt in frischem Grün und lächelt freundlich. Typ galanter Gentleman. Bart van Weezenbeek ist nicht der grosse Redner, eher der stille Macher. Trotzdem zeigt sich schnell: Die beiden verstehen sich ausgezeichnet. «Vertrauen ist enorm wichtig», sagt Jörg Amstutz. Man muss sich aufeinander verlassen können unter den Technischen Hauswarten. Sie sind immer wieder auf ihre Teammitglieder angewiesen, beispielsweise wenn einer ausfällt oder wenn sich jemand vor Störungen nicht mehr retten kann.

Blick über die Schulter
Heute sind die beiden als Tandem im Gebiet von Jörg Amstutz unterwegs. Bart van Weezenbeek schaut ihm über die Schulter und packt bei dessen Tagesgeschäft mit an. Mit dem Pilotprojekt möchte die abl den Austausch zwischen den Technischen Hauswarten fördern. Da der Unterhalt der Siedlungen nach Gebieten und nicht nach Kompetenzen aufgeteilt ist, kann jeder vom anderen profitieren. So kennt sich Jörg Amstutz bestens mit Heizungen aus – Bart van Weezenbeek ist dagegen Profi im Sanitärbereich. Auf diese Weise entwickeln sich die Technischen Hauswarte «on the job» weiter.
Das Team zieht erst externe Fachleute bei, wenn es wirklich nötig ist. Aus diesem Grund ist es enorm wertvoll, wenn die Mitarbeitenden über möglichst viele Branchen hinweg Bescheid wissen. Das geht in Zukunft sogar übers Technische hinaus bis hin zu Reinigungs- oder Umgebungsarbeiten, wie es die abl zurzeit testet (siehe Box).

Mehrere Berufe unter einem Dach
Das Tandem-Projekt der Technischen Hauswarte ist Teil des Konzepts für die Optimierung der Technischen Bewirtschaftung. Dabei geht es im Wesentlichen darum, verschiedene Berufsgattungen unter einem Dach zu vereinen und möglichst viele Aufträge intern zu erledigen. In Zukunft sollen Technische Hauswartinnen oder Technische Hauswarte auch für Kontrollgänge, Reinigungen oder Umgebungsarbeiten zum Einsatz kommen. Interne und externe Weiterbildungen wie auch der Praxisaustausch im Tandem unterstützen die Mitarbeitenden dabei. Ebenfalls geplant ist eine digitale Lösung, um den direkten Kontakt zwischen Mieterschaft und Hauswartteam zu ermöglichen und mehr Transparenz beim Abwickeln der Aufträge zu schaffen.
Roland Gasser, Leiter der Technischen Bewirtschaftung, führte in der März-Ausgabe des magazins die Ziele dieses Konzepts aus: Das bestehende Serviceteam soll sein Fachwissen erweitern und seine Sozialkompetenz in den Siedlungen gezielt einsetzen. Das steigert die Effizienz, sichert die Qualität und bringt nicht zuletzt Abwechslung für die Mitarbeitenden mit sich.

Übers Jahr jedes Teammitglied empfangen und besucht
Jörg Amstutz und Bart van Weezenbeek finden den Praxisaustausch eine gute Sache. «Jeder hat seine Stärken und Schwächen», sagt Amstutz. «Wenn wir als Tandem unterwegs sind, bauen wir quasi beiläufig Know-how auf.» Kollege Bart van Weezenbeek ergänzt: «Wir lernen zudem die anderen Techniker wie auch deren Kreise besser kennen.» Bei Vertretungen beginnen sie nicht bei null, sondern waren schon mal vor Ort und wissen bestenfalls bereits über neuralgische Punkte Bescheid.
Einmal pro Monat sind die Technischen Hauswarte einen halben Tag zu zweit unterwegs. Zuerst treffen sie sich im Gebiet des einen, danach tauschen sie. Im eigenen Gebiet ist man jeweils Experte, im anderen Lernender. Anschliessend gibt es neue Tandems. Innerhalb eines Jahres haben die Hauswarte so jedes Teammitglied einmal empfangen und einmal besucht.

Jeder organisiert sich anders
Auch organisatorisch sind die Tandems wertvoll. Zwar arbeiten zurzeit noch alle mit dem elektronischen Postfach, wo sie die Aufträge vom Büro erhalten. Wie man am besten den Überblick behält und die richtigen Prioritäten setzt, entscheidet aber jeder für sich. Wie organisiert sich der andere? Was könnte ich von seiner Arbeitsweise übernehmen? Das sind Fragen, die sich die Technischen Hauswarte beim Blick über die Schulter stellen. Sie picken wertvolle Infos für sich heraus und lassen weg, was für sie nicht funktioniert.
Schliesslich gibt es für diesen Job kein Schema F, das man abarbeiten könnte. Flexibilität, Gelassenheit und schnelles Handeln sind gefragt. 5 bis 35 neue Aufträge landen an einem Tag im Maileingang der Technischen Hauswarte. Zu sechst sind sie für über 2 200 Wohnungen verantwortlich. Sie führen Reparaturen aus und kümmern sich um den laufenden Unterhalt.

Klingelnde Telefone
Allein während einer guten Stunde im Heizungsraum klingeln beide Telefone mehrmals. Eine Geschirrspülmaschine funktioniert nicht mehr und die Mieterin wartet auf ein Feedback. Bart van Weezenbeek telefoniert kurz ins Büro und verspricht, die Kontaktaufnahme heute noch zu übernehmen. «Früher habe ich ganze Tage verplant und dann viel Zeit damit verbracht, wieder umzudisponieren», erzählt er. Heute rufe er die Mieterinnen und Mieter bei Störungen nach wie vor zeitnah an. So holt er sie ab und sie wissen, dass sich jemand kümmert. Er weiss umgekehrt Bescheid, wann sie üblicherweise zu Hause sind, und kann das in seine Planung einbeziehen. Konkrete Termine vereinbart er jedoch nur noch einen nach dem andern.
Zeit für einen kurzen Kaffee bleibt dann doch noch im Pausenraum neben dem Heizungsraum im Breitenlachen, der als Ausgangspunkt und Büro für die Technischen Hauswarte fungiert. «Eigentlich ist das Tandem-Projekt nichts komplett Neues», sagt Jörg Amstutz abschliessend. «Wir haben uns ja vorher schon voneinander Hilfe geholt, wenn es brannte, und vertreten uns jeweils gegenseitig.» Aber durch den fixen Turnus passiert das auch mal nebenbei, ohne die Dringlichkeit einer plötzlichen Störung.