Aus der Nachbarschaft

Blumen Saladin: Wo die Neustadt aufblüht

Ursi Saladin hat gefunden, wonach sie lange suchte: den passenden Ort für ihren Blumenladen. In der Siedlung Himmelrich 2 ist eine grüne Oase entstanden.

Ob einzelne Blumen oder liebevoll gebundene Blumensträusse: Hier finden alle etwas.

Schlanke Buchstaben zieren die gläserne Eingangstüre des Blumenladens Saladin: «Blume Pflanze Topf». Wer das Geschäft an der Ecke Bundesstrasse und Bleicherstrasse betritt, findet im Inneren eine Oase, die weit über die knappe Ankündigung hinausgeht. Hohe Decken und lichtdurchflutete Räume laden dazu ein, jede Ecke zu erkunden. Farbenfrohe Sträusse, üppige Gestecke und einzelne Blüten in voller Pracht entfalten sich im Raum. Dazwischen setzen grosse und kleine Grünpflanzen ruhige Akzente.

Zwischen den Blumen und Pflanzen stehen Vasen und Töpfe in allen Grössen und Formen, Kerzenständer in leuchtenden Neonfarben, handgemachte Seifen aus Berlin, Honig aus der Region. Von einer Postkarte lacht Pippi Langstrumpf, auf einer anderen blickt ein Lama verschmitzt zurück. Alles fügt sich zu einer verspielten und doch harmonischen Atmosphäre zusammen. Und mittendrin steht Ursi Saladin.

Der richtige Ort, zur richtigen Zeit
Ihre Begrüssung ist herzlich und lässt nicht erahnen, dass die 55-Jährige und ihr Team turbulente Wochen hinter sich haben. Anfang September zügelte ihr Betrieb vom nahegelegenen Kaufmannweg in das neue Lokal in der abl-Siedlung Himmelrich 2. «Als ich den Raum zum ersten Mal betrat, wusste ich sofort: Das ist es!» Die über 300 Quadratmeter grosse Fläche flösste ihr Respekt ein, gesteht die Geschäftsführerin. «Aber die Freude, endlich den richtigen Ort gefunden zu haben, war zu gross.»

Den «richtigen Ort» suchte Ursi Saladin eigentlich seit 2022, als sie Saladin Blumen gemeinsam mit ihrem Mann Björn gründete. Der Start gelang im «Chrüterhüsli» an der Obergrundstrasse. Wegen eines Eigentümerwechsels und des damit verbundenen Umbaus mussten sie sich schon bald nach neuen Räumen umsehen – und fanden diese 2023 am Kaufmannweg. Dort wuchs die Kundschaft rasch, neue Floristinnen kamen ins Team und bald reichte der Platz nicht mehr. «Die Leute blieben an Zweigen hängen und wir selbst sind ständig zusammengestossen», erinnert sich Ursi Saladin.

Anfangs suchten sie jedoch nicht nach einem neuen Geschäft, sondern lediglich nach zusätzlichem Stauraum. Als langjährige Genossenschaftsmitglieder wandten sich die Saladins an die abl. «Wir erhielten dann den entscheidenden Tipp», erzählt Ursi Saladin. «Es hiess, es werde eine interessante Ladenfläche frei. Sie sei aber etwas gross. Wir sind einfach mal schauen gegangen, und mein Herz ist aufgegangen.» Im September öffnete sie schliesslich die Türen am neuen Standort.

Liebe zur Blume keimte wieder auf
Nur wenige Tage nach der Eröffnung wirkt es, als wären Ursi Saladin und ihr Team längst im neuen Zuhause angekommen. Hinter uns flechten Mirjam von Rotz und Alessia Bättig geschickt Zweige zu feinen Kränzen, vorne vertieft sich eine Stammkundin in die Auswahl der Sträusse. Ursi selbst schweift mit wachsamen Augen zum Eingang: Die Blumen vor der Tür bekommen zu viel Sonne, also greift sie kurzerhand ein und stellt sie in den Schatten.  

«Es ist endlich so, wie ich es mir schon vor Jahren gewünscht habe», sagt sie und erzählt von ihrer eigenen Vergangenheit. Ihre erste Karriere als Floristin endete vor rund fünfzehn Jahren, nicht in guter Erinnerung. «Ich musste vieles so gestalten, dass es nicht meinem eigenen Stil entsprach, und Blumen in Formen zwingen, die mir selber nicht gefielen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, meine Kreativität nicht ausleben zu können – also habe ich den Beruf aufgegeben.»

Es folgten Jahre in ganz anderen Bereichen: als Masseurin in einem Pflegeheim, als Klassenassistentin oder in der Kinderbetreuung. Tätigkeiten, die zwar mit Menschen zu tun hatten, was ihrem Naturell entspricht. Dennoch habe sie sich in diesen Berufen nie wirklich «zuhause» gefühlt. Zudem keimte in ihr ein Wunsch langsam wieder auf. «In den Ferien habe ich in jeder Stadt jeden Blumenladen besucht und alles aufgesogen. Am liebsten hätte ich dann jeweils den Strauss gleich selbst gebunden.» Der Wunsch, wieder mit Blumen zu arbeiten, wuchs stetig.

 

Rückhalt der Familie war entscheidend
Ein entscheidender Faktor für den Neustart vor drei Jahren war der Rückhalt, den Ursi in ihrer Familie fand. Ehemann Björn stand von Anfang an hinter ihrer Idee, wieder als Floristin zu arbeiten, und Sohn Manuel (22) springt bis heute gelegentlich ein. Prägend war der Neustart auch für Tochter Noelle (24). Während ihres Studiums an der Pädagogischen Hochschule arbeitete sie im Geschäft mit und entdeckte dabei ihre eigene Begeisterung für Blumen. «Sie hat dermassen Freude an Blumen und an unserem Geschäft, dass sie ihr Studium abgebrochen und eine Ausbildung zur Floristin begonnen hat.» 

Und noch etwas hat sich seit ihrer Rückkehr zur Floristik verändert: der Geschmack der Kundschaft. «Ich glaube, mein eigener Stil trifft heute den Zeitgeist.» Und die neuen Räume verstärken dieses Gefühl. Hier können all die kleinen, schönen Dinge so wirken, wie sie gemeint sind. «Viele entdecken erst durch die Präsentation, wie vielfältig und schön unser Angebot ist.»

Letztlich begleiten uns Blumen durch das ganze Leben – von den ersten Glückwünschen zur Geburt bis zum letzten Abschied. Für Ursi Saladin liegt darin der tiefste Sinn ihrer Arbeit: Menschen in all diesen Momenten Freude, Trost oder Farbe zu schenken. Wer den Laden in der Luzerner Neustadt betritt, spürt diese Haltung – und findet hier vielleicht die Blume, Vase oder Kerze, die den eigenen Alltag etwas heller und bunter macht.