Aus dem Vorstand

Ein neuer Präsident für die abl

An der 99. Generalversammlung wurde Marcel Budmiger zum neuen Präsidenten und Nachfolger von Marlise Egger Andermatt gewählt. Überhaupt standen an dieser GV personelle Entscheide und Verabschiedungen im Fokus.

Der eben zum abl-Präsidenten gewählte Marcel Budmiger trat ans Rednerpult und bedankte sich für das Vertrauen.

Das Forum der Messe Luzern war samt Foyer bis auf den letzten (Steh-)Platz besetzt. 643 Stimmberechtigte wurden an der 99. ordentlichen Generalversammlung vom 5. Juni 2023 registriert. Weshalb an diesem Sommerabend so viele Mitglieder an die GV kamen, lässt sich leicht erklären: Hüben wie drüben waren Leute mobilisiert worden, um ihren jeweiligen Kandidaten fürs Präsidium zu unterstützen.
Sieben Personen hatten sich auf die Ausschreibung des Präsidiums gemeldet, vier Kandidaturen wurden weiterverfolgt, zwei wurden schliesslich von der Findungskommission zur Wahl empfohlen: der Geschäftsleiter des Luzerner Gewerkschaftsbunds und SP-Kantonsrat Marcel Budmiger und Marco Müller, Geschäftsführer eines Alterszentrums und Grünen-Grossstadtrat, beide Anfang 40.

Sophie Marty tauschte sich mit Kandidat Marco Müller aus.

«Wählt den Menschen»
Wer von den beiden weswegen punktete, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Kurz zusammengefasst: Müller präsentierte sich sowohl wirtschaftlich als auch politisch offener und kaum parteiorientiert, derweil Budmiger die klassischen linken Anliegen vertrat und auf seine Erfahrung in der Wohnraumpolitik verwies.
Bevor die Wahlurnen herumgereicht wurden, äusserte sich die 98-jährige Sophie Marty, ein abl-Urgestein, 1979 zum abl-Geschäftsleitungsmitglied berufen und die erste Frau im Vorstand. Sie plädierte für eine «Entpolitisierung» der abl. Sie sei parteilos, und es gehe nicht darum, SP oder Grüne zu wählen, «sondern den Menschen, euren künftigen Präsidenten».
Gewählt wurde mit 399 Stimmen Marcel Budmiger, auf Marco Müller entfielen 226 Stimmen. Das Ergebnis wurde im Saal frenetisch gefeiert. Budmiger bedankte sich und sagte: «Ich freue mich aufs nächste Siedlungsfest, um mit Ihnen anstossen zu können.»

Martin Buob bat die anwesenden abl-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter auf die Bühne.

Co-Leitung ad interim
Eine weitere Personalie gab an der GV zu reden: Geschäftsleiter Martin Buob hatte sich im Frühling entschieden, frühzeitig in Pension zu gehen, und verlässt die abl per Ende Juni 2023. Die abtretende Präsidentin Marlise Egger Andermatt würdigte sein sechs Jahre dauerndes Engagement zugunsten der abl: «Nach innen hat sein kooperativer Führungsstil neue Konstellationen ermöglicht.» Buob habe die abl entwickelt und vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, sich zu entwickeln.
Der Vorstand habe sich immer auf Buob verlassen können: «Chancen und Risiken verschiedener Optionen prüfte er genau, agierte weitsichtig und verantwortungsvoll.» Ebenfalls seien der abl seine Kenntnisse und sein Erfahrungsschatz in der Immobilienbranche zugutegekommen. «Im Beurteilen von Projekten, Prozessen und Kooperationen war er stets kritisch-konstruktiv und interessiert an einer für die abl langfristig sinnvollen Entwicklung», sagte Egger Andermatt.
Stadtrat Adrian Borgula bedankte sich für die «ausgezeichnete Zusammenarbeit». Buob sei kooperativ, konstruktiv, humorvoll und eine «gute Mischung aus Ruhe bewahren und Schub geben können». Borgula schätzte die Zusammenarbeit vor allem innerhalb der ewl-Areal-AG. Der Gewürdigte ergriff kurz das Wort und bat alle anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Bühne: «Das sind die Leute und die Gesichter der abl.»
Ad interim wird die Geschäftsführung in Co-Leitung von Daniela von Wyl und Chantal Wartenweiler übernommen. Von Wyl ist eidgenössisch diplomierte Immobilientreuhänderin und als Leiterin Finanzen und Administration Geschäftsleitungsmitglied. Wartenweiler hat einen Master in Organisationsentwicklung, leistet Führungssupport für die Geschäftsleitung und den Vorstand und fungiert als Projektleiterin «Strategie 2024–2028».

Dominik Durrer verabschiedete Marlise Egger Andermatt.

«Konsequente Schafferin»
Herzlich verabschiedet wurde auch die scheidende Präsidentin Marlise Egger Andermatt. Sie diente der abl als Vorstandsmitglied seit 2011, davon vier Jahre als Präsidentin. Aufgrund der Amtszeitbeschränkung legte sie an dieser GV ihr Amt nieder. Vizepräsident Dominik Durrer wandte sich an seine Kollegin: «Du warst eine sehr konsequente Schafferin für die genossenschaftliche Sache – innerhalb der abl, aber auch darüber hi-naus.» Sie sei eine energische Fürsprecherin für Dynamik und Wachstum der abl gewesen, und ihr Einsatz habe einer möglichst niederschwelligen Partizipation in der gesamten Genossenschaft gegolten. Egger Andermatt war überwältigt von den wertschätzenden Worten und vom Geschenk, einem Quittenbäumchen. Während ihrer Amtszeit habe sie am meisten die Begegnungen geschätzt – auf der Geschäftsstelle, en passant auf der Strasse sowie mit Kolleginnen und Kollegen anderer Genossenschaften. «Ich danke für die tolle Zeit bei der abl und für das Vertrauen.»

Vertrauen
Die ordentlichen statutarischen Geschäfte und weiteren Vorlagen wurden allesamt ohne grössere Diskussionen durchgewinkt, siehe Box mit den Ergebnissen unten. Die Verzinsung des Genossenschaftskapitals und einige Punkte des neuen Vermietungsreglements sorgten für vereinzelte kritische Fragen. Die Stimmberechtigten folgten indessen in allen Punkten den Empfehlungen des Vorstands. Ausserdem wurden Patrick Markmiller, Nicole Renggli-Frey und Dorothea Zünd-Bienz als Vorstandsmitglieder wiedergewählt.

Die Abstimmungsresultate im Überblick

Neue Statuten per 1.7.2023 in Kraft
Die abl-Mitglieder hatten an einer Urabstimmung im vergangenen Winter die neuen abl-Statuten verabschiedet, die nun per 1. Juli 2023 in Kraft treten. Das Mietzinsreglement (gemäss Kostenmiete), das Reglement Erneuerungsfonds, das Vermietungsreglement, das Lohnreglement und das Reglement der Geschäftsprüfungskommission (GPK) wurden gemäss dem Willen der Genossenschafterinnen und Genossenschafter angepasst, wie Egger Andermatt an der GV darlegte. Die Lohnobergrenze für die Geschäftsleitung liegt bei jährlich 180000 Franken brutto. Pauschalspesen für die Geschäftsstelle gibt es ab dem 1. Juli 2023 nicht mehr; dieses Reglement wurde aufgehoben. Der Vergütungsbericht gemäss Art. 23 der neuen Statuten wird erstmals im Geschäftsbericht 2023 publiziert und umfasst die Gesamtentschädigungssumme für die Geschäftsleitung, die Gesamtentschädigungssumme für den Vorstand und die Jahrespauschale für das Präsidium.